Alte Liebe
Irgendwann Mitte 1989 war es mein sehnlichster Wunsch, Gitarre zu lernen. Na gut, eigentlich war das mein zweitsehnlichster Wunsch, denn ich hätte damals lieber Akkordeon gelernt, weil mein Cousin Daniel das Instrument spielte. Da ein Akkordeon aber zu teuer war, lernte ich Gitarre, so wie meine Freundin Kathrin.
Nach zwei schrecklichen Stunden in der Gitarren-AG meiner Schule hatten meine Eltern ein Einsehen und bezahlten mir private Gitarrenstunden bei Herrn Bassin. Für den staatlich geförderten Gitarrenunterricht an der Musikschule war ich nämlich mit zarten elf Jahren schon zu alt.
Ein zwei Jahre fuhr ich dann ein Mal pro Woche mit der Straßenbahn durch halb Berlin von Hohenschönhausen nach Prenzlauer Berg.
Für mich war es eine andere Welt. Die Altbauwohnung meines Gitarrenlehrers war so ganz anders eingerichtet als die meisten Wohnungen in Ostberlin: Es gab hohe stuckverzierte Decken, klassische Echtholzmöbel mit Vitrinen, echte Bilder an den Wänden, fein gepolsterte Stühle und dicke handgeknüpfte Teppiche. Vor jeder meiner Gitarrenstunde hockte ich schwer beeindruckt auf einem dieser Königsstühle, wartete auf meinen Einsatz und lauschte dem Spiel der Gitarrenschüler, die vor mir dran waren.
Nach der Wiedervereinigung waren die Privatstunden für unsere Familie nicht mehr bezahlbar. Zum Glück kam ich nun doch an die Musikschule, erst irgendwo in Berlin Mitte, dann in Berlin Mahrzahn. Erst im Gruppenunterricht, später wieder einzeln.
Ich kann behaupten, dass ich in den ersten Jahren wirklich fleißig geübt habe. Trotzdem hatte ich nie das Gefühl, Gitarre spielen zu können. Jedenfalls nicht so, wie ich mir das vorstellte: cool, lässig, groovy… Und das lag nicht nur an mir! Die Ausbildung basierte auf der bekannten Gitarrenschule von Ursula Peters. Das Lehrwerk ist methodisch gut durchdacht, aber alles ist sehr sehr klassisch und ehrlich gesagt fand ich die Stücke meistens doof.
Es ist schwer immer weiter und weiter zu üben, wenn einem die Musik gar nicht gefällt. Am Ende habe ich nicht mehr viel geübt und mich irgendwann nicht mehr in den Unterricht getraut. Und vor lauter schlechtem Gewissen habe ich nach rund vier Jahren mit dem Unterricht aufgehört.
So ganz hat mich die Idee, Gitarre spielen zu lernen, jedoch nicht losgelassen. Während des Studiums habe ich mir eine E-Gitarre gekauft und es noch mal kurz mit Unterricht versucht. Allerdings war das ein ziemlicher Reinfall. Nachdem mir mein Gitarrenlehrer sagte, dass er noch nie jemanden so mechanisch „Norwegian Woods“ spielen hörte, hat mich der Mut verlassen. Naja. Es ist, glaube ich, nach einer klassischen Ausbildung gar nicht so einfach, den Flow zu finden.
Nun gut, Fast Forward in den Sommer 2016. Mein Großer hatte seine erste Gitarrenstunde. Und ich habe mich doch irgendwie sehr gefreut, dass er sich gerade dieses Instrument ausgesucht hat. Schon etwas neugierig habe ich öfters bei Eriks Gitarrenstunden rumgehockt und gestaunt, was für tolle Stücke man heute als Anfänger spielen darf. Außerdem war ich extrem begeistert, dass an der Musikschule in Uhldingen ein so ausgezeichneter Lehrer unterrichtet. Ich war ein kleines bisschen neidisch. Ich hatte nämlich das Gefühl, dass ich mit diesem Lehrer den Weg zurm Flow gefunden hätte.
Irgendwann hat Erik darauf bestanden, dass ich nun endlich auch mal was mit ihm spielen soll. Er war von seiner Idee begeistert, dass ich meine Gitarre zu seinem Unterricht mitnehme und einfach mitspiele. Naja gut. Einmal kann man ja, dachte ich mir. Vielleicht motiviert es den Herrn Sohn etwas mehr zu üben. Ich habe aus diesem Anlass die Gitarrentasche abgestaubt und das erste mal seit circa zwanzig Jahren die Gitarre herausgeholt.
Dann hab ich ein paar Töne geklimpert, und es war schrecklich. Ich konnte keine Noten mehr lesen. Also zumindest die Bassnoten nicht. Aber versprochen war versprochen, und so bin ich mit meiner Gitarre zum Gitarrenunterricht mitgegangen. So ungefähr eine ganze Zeit lang. Und sehr inoffiziell. Anfangs waren wir als Mutter-Sohn-Team gar nicht so schlecht, am Ende musste jedoch eine andere Lösung gefunden werden, weil ich natürlich geübt habe, Erik aber eher wenig. Das hat ihn ziemlich deprimiert. Und dann hat mich der Gitarrenlehrer, dessen Name nicht genannt werden soll, noch mit einem Gitarrenquartett gelockt und mir dafür Noten in die Hand gedrückt, die mir kalte Schauer über den Rücken gejagt haben. Sehr anspruchsvoll! Also, nach einigen vielen Monaten Rumgeeier wurden Nägel mit Köpfen gemacht und das Schicksal nahm seinen Lauf: Ich nehme nun mit über 40 Jahren wieder Gitarrenunterricht.
Mit dem Vorspiel im Quartett wurde es erst ein ganzes Jahr später etwas, im Dezember 2019. Ich war extrem nervös! Doch nach einer verpatzten Generalprobe haben wir uns erstaunlich gut geschlagen.
An der lässig entspannten Haltung muss ich noch üben, aber so ein ganz klein wenig Groove war schon zu erahnen!
Du hast mir ja schon E-Mail mäßig von deinem Gitarrenauftritt erzählt und wie mächtig stolz du darauf warst. Ich finde es auch toll und für so einen öffentlichen Auftritt muss man schon was drauf haben. Bravo nochmal dazu!
Ich bin auch gerade kreativ tätig, indem ich Kommentare zu einigen Bildern meiner Malerfreundin schreibe. Nachdem wir 2 Schlafzimmer bei uns renovieren haben lassen und ich meines mit neuen Bildern behängen lassen wollte, hat sie mir spontan gleich 7 Bilder von sich ausgeliehen. Ich kann dir ja gleich mal ein Video senden, wie das nun aussieht. Ich bin noch nicht fertig mit dem Zimmer, aber die Bilder werden, es sei denn sie verkauft diese in Bälde, erst mal hängen bleiben.
Hallo Karl,
gerade eben habe ich mir viele Bilder von deiner Malerfreundin angesehen. Sie hat einen sehr eigenständigen Stil und selbstverständlich malt sie viel besser als ich es je könnte. Ich bin allerdings froh, dass ich mir keine Kommentare zu den Bildern ausdenken muss. Da wäre ich ziemlich überfordert.
Ich habe selbst nach langer Zeit ein kleines Bild fertig gestellt und würde es auch gern mit Kommentar auf meiner Homepage veröffentlichen. Ich weiß sogar ganz genau, warum ich es genauso gemalt habe. Aber das aufzuschreiben. Schreiben ist ja nicht so meine Sache :/
Auf jeden Fall freue ich mich sehr, dass du ein wenig deiner Kunstleidenschaft fröhnen kannst. Und die Bilder in deinem Zimmer machen sich richtig gut. Bis auf das über der Tür. Da würde ich eher ein lang gezogenes Querformat hinhängen.
Nun gut, da ich schon am Computer sitze, kann ich doch vielleicht noch einen Beitrag zu meinem Bild schreiben.
Man liest sich wieder … und vielleicht klappt es ja mal mit einem Telefonat 😛 Damit du weißt, wie komisch ich mich anhöre.
(Hin und wieder lese ich auch deinen Blog im Forum … ist aber auch das Einzige, was ich dort zur Zeit lese…)