Vier Äpfel
Ich habe vier Äpel gezeichnet. Okay, eigentlich war es nur ein einziger. Aber der hatte mindestens vier sehr interessante Ansichten.
Ich mag die Kohlezeichnung sehr, denn sie hat so etwas „künstlerisches“. Das gelingt mir nicht sehr oft (auch, weil ich selten den Anspruch habe, wirklich Kunst zu schaffen). Vielleicht lag es dieses Mal an der inspirierenden Umgebung, in der das Bild entstand.
Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, eventuell einen Malkurs zu belegen, um meinem inneren (sehr faulen) Scheinehund etwas auf die Sprünge zu helfen, und habe aus diesem Anlass nach Einladung von Darya vor einigen Wochen die Freie Kunstakademie in Überlingen besucht. Dort kann man in einer denkmalgeschützten historisch anmutenden Turnhalle das Malen und Zeichnen lernen. In der weitläufigen Halle stehen überall große Staffeleien, kleine Wagen mit Malutensilien, Regale für die Materialien der Künstler. An den Wänden und Aufstellern hängen groß- und kleinformatige Gemälde und Zeichnungen, überall sind kleine Stillleben zum Abzeichnen aufgebaut — von Äpeln und Flaschen, über Bratpfannen und Espressokannen, bis hin zu drappierten Vorhängen.
Das Schöne an einem solchen Kurs ist, dass man sich erst einmal keine Gedanken machen muss, was man denn überhaupt malen soll. Es gibt nämlich ein Curriculum, an dem man sich abarbeiten kann. Und auch wenn die Inhalte sicher für den fortgeschrittenen Künster angepasst werden, durfte ich mich als interessierter Anfänger, wie viele vor mir, an einem Apfelstillleben versuchen. Das passt ja auch irgendwie zur Gegend hier, denn Apfelbäume und damit auch Äpfel gibt es am Bodensee zu Hauf.
Einen Apfel hätte ich auch zu Hause malen können, aber ich bin ziemlich sicher, dass ich dabei keine neue Facette der Zeichenkunst für mich entdeckt hätte. Dass ich nach Besuch der Kunstakademie mit einem richtigen AHA-Erlebnis nach Hause kam, war wahrscheinlich dem verwendeten Material geschuldet: Zeichenkohle. Anders als Kohlestifte besteht das Material eben nur aus Kohle: lange sechs bis acht Millimeter dicke Holzkohlestücke. Und die von der Dozentin gestellte Aufgabe bestand darin, eben dieses Kohlestück in immergleichen Linien mit der ganzen Länge über das Papier zu führen. Durch Verdichtung der Linien schafft man räumliche Effekte und letztendlich auch das Bildmotiv. Da das Kohlestück doch mehrere Zentimeter lang ist, kann man auf diese Weise nicht sehr genau arbeiten, wodurch man zur Abstraktion quasi gezwungen wird. Et voilà: Irgendwie Kunscht!
Eine wunderbare Übung! Ich habe durch die Tips der Dozenten allein in den wenigen Stunden an der Akademie sehr viel lernen können. Spaß gemacht hat es auch, selbst wenn durch Corona (großer Abstand und Masken) die soziale Interaktion sehr bescheiden ausfiel. Und megaanstrengend war es irgendwie auch. Ich bin es ja nicht so wirklich gewohnt viel zu stehen. Und den Arm in weiten Bewegungen am Papier auf und ab zu führen, kann nach einiger Zeit ganz schön an die Substanz gehen. Da müsste ich wohl mehr trainieren!
Tolle Sache, die du da gemacht hast und, wie ich finde, auch brilliant beschrieben. Aus Dir wird noch einmal eine weibliche da Vinci, Da sehe ich mich richtiggehend herausgefordert, ich, der weder ein Instrument spielt noch malen kann. So auf Anhieb würde ich zu einem Musikinstrument tendieren.
Hm, so eine mittelprächtige Renaissance-Frau kommt bei mir schon zusammen. Das ist aber gar nicht so unproblematisch, weil ich mich nie entscheiden kann, was ich denn nun wirklich vertiefen möchte. Jetzt gerade ist die Kunst recht angesagt, andererseits wäre es auch schön, wenn ich richtig gut Gitarre spielen könnte. Oder endlich bei meinen diversen Programmierprojekten weiterkommen.
Ein Musikinstrument zu lernen ist wirklich nicht schlecht. Das lenkt auch gut von komischen Gedanken ab. Leider etwas kostspielig der Spaß!
Klar ist das Kunst. So hatte ich das gestern mit dem Portrait gemeint.
Super!